Wissenschaftliche Homöopathie – Evidence based Medicine

Blogbeiträge aus Praxis und Medizin

Persönliche Ansichten

Öfters fra­gen mich Pati­en­ten: “Was macht Sie eigent­lich so sicher, dass die Homöo­pa­thie nicht nur auf einen Pla­cebo-Effekt beruht?

Natür­lich könn­ten ich jetzt anfan­gen mit:

Homöo­pa­thie wirkt auch bei Babys, – und wird auch in der Tier­me­di­zin ange­wandt, – und es gibt wis­sen­schaft­li­che Stu­dien usw.. Aber der eigent­li­che Grund ist ein anderer:

Es ist meine per­sön­li­che Erfah­rung: Eine homöo­pa­thi­sche Ana­mnese (Ana­ly­se­ge­spräch) geht oft über eine Stunde und län­ger. Ziel der Ana­mnese ist, ein mög­lichst voll­stän­di­ges Bild über die indi­vi­du­elle Krank­heits­aus­prä­gung, die Ent­ste­hung der Krank­heit (Causa) und die Per­sön­lich­keit, die Kon­sti­tu­tion des Pati­en­ten zu erhal­ten. Am Ende ent­steht eine Art Pro­fil, was einem homöo­pa­thi­schen Arz­nei­mit­tel zuge­ord­net wer­den muss.

Nicht sel­ten wer­den auch sehr per­sön­li­che Dinge ange­spro­chen und es gibt auch Par­al­le­len zu einem psy­cho­the­ra­peu­ti­schen Gespräch. Und dann höre ich oft: “Jetzt ken­nen Sie aber meine ganze Lebens­ge­schichte. Noch nie hatte ich ein solch aus­führ­li­ches ärzt­li­ches Gespräch”.

Nach einem solch aus­führ­li­chen Ana­ly­se­ge­spräch bin ich oft fel­sen­fest davon über­zeugt, das rich­tige Mit­tel für den Pati­en­ten gefun­den zu haben. Und dies ver­mit­tele ich natür­lich auch dem Pati­en­ten! Das heißt also: maxi­ma­ler Pla­cebo-Effekt. Übri­gens hat schon Samuel Hah­ne­mann (Begrün­der der Homöo­pa­thie) den Pla­cebo-Effekt bewusst (!) angewandt.

Nach ca. 4–6 Wochen kommt dann die Fol­ge­ana­mnese. Der Pati­ent hat das Mit­tel genom­men und berich­tet. Erwar­tungs­voll frage ich: “Wie hat das Mit­tel gewirkt?”

Dann – nicht ganz sel­ten – die Ant­wort: “Na ja, eigent­lich hat sich gar nichts ver­än­dert, Herr Dok­tor. Die Sym­ptome sind wie zuvor.”

Dann erneute Fall­auf­nahme: “Was habe ich über­se­hen? Warum passt das Mit­tel nicht zum Krank­heits­fall?” Und erneu­ter Ver­such: ein ande­res Mit­tel wird verschrieben.

[Arzt: “Hof­fent­lich ist es dies­mal das rich­tige Mit­tel”. Pati­ent: “Na ja, muss ja nicht gleich beim ers­ten Mal alles klappen.”]

Dann – 4 Wochen spä­ter: erneute Ana­mnese. Pati­ent: “Also die Sym­ptome sind immer noch nicht bes­ser, keine wirk­li­che Veränderung”.

[Arzt: “Oh je, wirk­lich ein schwie­ri­ger Fall!” Pati­ent: “Na, ob die Kri­ti­ker nicht doch Recht haben? Homöo­pa­thie wirkt nicht, ist nur Placebo?”]

Also, nicht auf­ge­ben. Ja, da kommt tat­säch­lich noch ein neuer Aspekt her­ein, das die Mit­tel­wahl auf ein drit­tes Mit­tel lenkt, was jetzt gege­ben wird. [Arzt und Pati­ent aller­dings etwas verunsichert]

Dann – einige Wochen spä­ter – erneu­tes Anamnesegespräch:

Pati­ent: “Herr Dok­tor, dass Mit­tel hat ein­ge­schla­gen wie eine Bombe! Am Anfang, die ers­ten Tage, wurde es zwar sogar noch schlim­mer, aber dann wurde es zuneh­mend deut­lich bes­ser. So gut wie jetzt ging es mir schon seit Jah­ren nicht mehr!”

Diese Ver­läufe sind nicht der Regel­fall. In vie­len Fäl­len gelingt es tat­säch­lich schon beim ers­ten Mal das rich­tige Mit­tel zu fin­den. Manch­mal habe ich aber sogar Jahre gebraucht. Und es gibt auch – zum Glück wenige – frus­trane Fälle, wo ich nicht hel­fen konnte.

Mich hat das gelehrt: Die homöo­pa­thi­sche Behand­lung ist immer nur so gut wie der Homöo­path. Nicht die Homöo­pa­thie hat ver­sagt, son­dern der Homöo­path! Also gilt es, bes­ser zu wer­den, wei­ter zu ler­nen, – eben auch aus Feh­lern ler­nen. Und geheilte Pati­en­ten sind dafür die schönste Belohnung.

Nun aber zurück zur eigent­li­chen Frage: Wie steht es mit der wis­sen­schaft­li­chen Nach­weis der Homöopathie?

Was ist EBM = Evidence based Medicine?

Die Evi­denz­ba­sierte Medi­zin (EBM) steht laut Defi­ni­tion ihres Begrün­ders Dr. David Sackett auf drei Beinen:

  • der ärzt­li­chen Erfahrung
  • der Pati­en­ten-Prä­fe­renz und
  • dem Stand der Forschung.

EBM beruht also auf mehr als nur auf “Dop­pel-Blind-Stu­dien”. Das wird in der Regel miss­ach­tet. Sie als Pati­ent (Pati­en­ten-Prä­fe­renz) haben da also auch ein Wört­chen mitzureden.

Im Übri­gen braucht sich die Homöo­pa­thie in Puncto Wis­sen­schafts­stu­dien kei­nes­wegs zu verstecken: 

„Es lie­gen genü­gend Stu­dien für akute und chro­ni­sche Erkran­kun­gen vor, die eine Wirk­sam­keit der homöo­pa­thi­schen The­ra­pie über Pla­cebo bele­gen.“ (Wei­tere Infos auf der: DZVhÄ-Home­page)

Zum Kon­sens­pa­pier.

  • Die Uni­ver­si­tät Bern fasst den aktu­el­len For­schungs­stand zur Homöo­pa­thie im Juli 2023 zusam­men. Fazit:
  • Eine Stu­die von Hamre et al zeigt, dass Homöo­pa­thie einen posi­ti­ven Effekt über Pla­cebo hin­aus hat. Die in der Fach­zeit­schrift Sys­te­ma­tic Reviews erschie­nene Unter­su­chung ‚Effi­cacy of homoeo­pa­thic tre­at­ment: Sys­te­ma­tic review of meta-ana­ly­ses of ran­do­mi­sed pla­cebo-con­trol­led homoeo­pa­thy tri­als for any indi­ca­tio­nist‘ ist die erste sys­te­ma­ti­sche Über­prü­fung aller sechs vor­han­de­nen Meta­ana­ly­sen, in denen Homöo­pa­thie für ver­schie­dene Krank­heits­in­di­ka­tio­nen ran­do­mi­siert und pla­ce­bo­kon­trol­liert über­prüft wurde. Zur Stu­die.
  • Die Wis­sen­schafts­ge­sell­schaft für Homöo­pa­thie (Wiss­Hom) gibt einen 28-sei­ti­gen For­schungs­rea­der zum aktu­el­len Stand der Homöo­pa­thie-For­schung her­aus, der über die­sen Link her­un­ter­ge­la­den wer­den kann.

Die häufigsten Fragen und Ansichten zur Homöopathie

Deutschlandfunk - Interview mit Michaela Geiger
Sach­lich und kom­pe­tent: “auf den Punkt gebracht” von Dr. Michaela Geiger