Warten auf die nicht genbasierten Totimpfstoffe
Dieser Beitrag enthält Auszüge aus der WELT (14.12.2021)
Überblick Impfstoffe
Impfstoffe lassen sich grob in drei Kategorien einteilen:
Tot‑, Lebend- und genbasierte Impfstoffe. Allerdings gehören Letztere im Grunde auch zu den Totimpfstoffen, da sie kein vermehrungsfähiges Material enthalten.
Lebendimpfstoffe:
Sie enthalten vermehrungsfähige Erreger, die nicht krank machen können. Der Schutz hält sehr lange an. Beispiele: Masern, Röteln, Mumps.
Totimpfstoffe:
Sie enthalten nur „totes“, also nicht vermehrungsfähiges Material – abgetötete Erreger oder einzelne ihrer Proteine, die in anderen Zellen hergestellt werden. Auffrischungen sind in der Regel nötig. Beispiele: Hepatitis B, FSME, HPV, Tollwut.
Genbasierte Impfstoffe:
Anders als bei Lebend- und Totimpfstoffen wird nicht der Erreger oder Teile von ihm, sondern nur die genetische Information für bestimmte Bestandteile des Virus verimpft. Der Körper bildet dann diese „Erregerproteine“ zunächst selbst – und baut dann einen Immunschutz dagegen auf. Auffrischungen sind nötig. Beispiel: Covid.
Novavax
Das Vakzin des US-Herstellers Novavax (NVX-CoV2373) ist eine spezielle Form des Totimpfstoffes.
Bei Novavax werden in Insektenzellen künstlich Corona-Spike-Proteine gezüchtet. (Peter Kremsner; Infektiologe, leitet am Uniklinikum Tübingen:) „Das ist ein Unterschied zu den klassischen Totimpfstoffen“. „Die künstlich hergestellten Virusstachelproteine funktionieren gut, um eine Immunantwort zu triggern. Aber sie allein funktionieren eben nicht gut genug. Sie brauchen einen Impfverstärker.“
Neuartige Wirkverstärker
Um das Immunsystem zusätzlich zu stimulieren, werden Wirkverstärker, sogenannte Adjuvanzien, zugesetzt. Jahrzehntelang waren Aluminiumsalze („Alum“) das Adjuvans der Wahl. Bis heute helfen sie in Impfstoffen gegen Tetanus und Diphtherie, eine anhaltende Immunantwort auszulösen. Metaanalysen zufolge löste Alum keine schweren oder anhaltenden Nebenwirkungen aus.
Die Entwickler von Novavax aber setzen auf einen anderen Wirkverstärker, der weniger gut erforscht ist: auf Saponin QS-21. Das ist ein weiterer Unterschied zu bisherigen Totimpfstoffen. Das ist eine Chemikalie, die zuerst aus dem südamerikanischen Seifenrindenbaum gewonnen wurde. Da QS-21 für Menschen leicht giftig ist, wurde es lange Zeit nicht in der Humanmedizin genutzt. In der Pharmakologie spielte es zunächst nur bei der Impfung von Pferden gegen Diphtherie eine Rolle. Wieso Saponine das Immunsystem ankurbeln, ist wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt – sie tun es aber sehr effizient. 2017 wurde QS-21 im Herpes-Zoster-Impfstoff Shingrix in den USA zugelassen, 2018 in der EU. Die Immunantwort von Novavax mit QS-21 ist gut: Nach zwei Dosen stieg die Antikörperantwort ersten Studien der Hersteller zufolge stark. In einer im Juni noch laufenden Phase-III-Studie verhinderte Novavax 90 von 100 Erkrankungen. Vor schweren Verläufen und dem Tod schützte das Vakzin zu 100 Prozent.
Meine Bewertung zu Novavax:
Spike-Proteine in Insektenzellen gezüchtet,
Wirkverstärker Saponin QS-21
Das bedeutet: es werden wieder nur Antikörper gegen die Spike-Proteine gebildet, nicht gegen das ganze Virus.
Das Herstellungsverfahren bedient sich auch der Gentechnik, wenngleich auch nur indirekt.
Für mich wäre das allenfalls “zweite Wahl”
Valneva
Nicht Geimpfte können aber auf einen weiteren Totimpfstoff hoffen: Für das Vakzin des französisch-österreichischen Unternehmens Valneva (VLA2001) wurde bei der europäischen Arzneimittelagentur (EMA) die Zulassung beantragt. Die EMA strebt eine beschleunigte Genehmigung an – und Valneva hofft im ersten Quartal 2022 auf den Markt zu kommen. Valneva ist wie CoronaVac ein klassischer Totimpfstoff. Wie beim klassischen Grippeimpfstoff werden für seine Herstellung zunächst aktive Viren in großem Maßstab gezüchtet, die dann abgetötet werden. Zudem sind zwei verschiedene Wirkverstärker beigemischt.
Laut Unternehmensangaben, andere sind noch nicht öffentlich bekannt, erreichte Valneva in der Phase-III-Studie mit 4012 Teilnehmern bessere Antikörperspiegel als der Vergleichsimpfstoff von AstraZeneca. Es hätten sich zudem viele T‑Zellen gegen das Spike-Protein und andere Bereiche des Virus gebildet, heißt es. Die Verträglichkeit sei besser als die von AstraZeneca. Schwere Verläufe würden verhindert.
Dass Valneva nicht unter den ersten Covid-Impfstoffen war, die getestet wurden, könnte nun ein Vorteil sein: Das Vakzin wurde nämlich, anders als die in Deutschland bislang zugelassenen Wirkstoffe, gegen die Delta-Variante getestet. Mehr Daten liegen noch nicht öffentlich verfügbar vor, aber auch der Immunologe Förster kann sich gut vorstellen, dass die Immunantwort vor mehr Varianten schützt als die, die durch andere Impfstoffe ausgelöst wird.
Weiterer Vorteil von Valneva:
Der Impfstoff verspricht eine deutlich bessere Wirkung gegen die neuen Varianten:
Studie liefert neue Erkenntnis: Valneva-Booster viel stärker als gedacht
Meine Bewertung zu Valneva:
Für mich ist das daher mein Favorit, wenn man überhaupt eine Impfung (einschließlich Booster-Impfung) braucht.
Denn gerade bei der Omikron-Variante braucht man m. E. eigentlich gar keine Impfung!
Hier dazu ein informatives Video zu den Totimpfstoffen
Lieber Karsten, vielleicht erinnerst du dich an die Zeit bei mir in Schledehausen. Ich freue mich über deine differenzierten Stelungnahmen! Herzliche Grüße mit besten Wünschen zu meinen 3G: eine Glückliches, Gesundesm Gesegnetes Neues Jahr!